Dienstag, 14. Oktober 2014

Medellin, nicht mehr die gefährlichste Stadt der Welt...

Blick aus der Metro auf die Berge. Medellin hat die einzige
Metro von Kolumbien
Nach einer unglaublich langen und anstrengenden Reise sind wir in Medellin angekommen. Der Bus war zwar wesentlich bequemer und komfortabler als erwartet, aber 15 Stunden Busfahrt steckten uns trotzdem in den Knochen, sodass wir im Hostel angekommen erst mal ausruhen mussten. Abends haben wir dann aber doch noch ein bisschen unser Viertel erkundet. Wir waren im Viertel "El Poblado", dem In-Viertel von Medellin, mit vielen teuren Bars und Restaurants das stellte sich mal wieder als Herausforderung heraus. Die Mischung aus Fleischkultur in Kolumbien und "Wir verstehen weder die Karte zu 100% noch den Kellner, macht es einfach ein bisschen schwer. Nachdem wir aber dann doch etwas zu Essen gefunden hatten, sind wir dann noch mal auf die Suche nach Klamotten gegangen, da wir in Cartagena nicht wirklich fündig geworden sind. Aber auch an diesem Tag stellte es sich doch eindeutig als schwierig heraus, Klamotten zu finden und so sind wir dann eben wieder ohne ins Hostel zurück gekehrt.
Blick auf den Osthang von Medellin :)
Am nächsten Tag begann dann unser Lauf-Marathon... Die nächsten 3 Tage haben wir unglaubliche Strecken hinter uns gebracht und einiges von der Stadt gesehen.
Am Mittwoch haben wir uns zuerst mal alleine die Innenstadt angeguckt und die Bustickets für unsere Reise nach Cali gekauft. Die Innenstadt ist so unglaublich überlaufen und vollgestopft mit Leuten, dass es erst mal schwer war sich zurecht zu finden. Es gibt ungefähr 1.000 Stände an denen man Fakemarkenware in Form von Neonoberteilen, Schuhen, Pullovern usw. kaufen kann. Von entspannt sträßeln kann aber nicht die Rede sein. Alle 5m wird man angesprochen und die Leute wollen dir einfach alles andrehen. Von Obst, Säften oder Cocktails bis hin zu Musik, Filmen, Plastikkakerlaken oder was weiß ich (ich hab nicht immer so genau hingeguckt). Mit einem freundlichen, aber gestimmten "No, gracias!" kommt man aber meist relativ schnell wieder aus der Bredouille. Mit schmerzenden Beinen und Füßen machten wir uns dann nach etwa 8 Stunden rumlaufen an den Anstieg zurück ins Hostel - wir hatten das unverschämte Glück ein Hostel am Berg gebucht zu haben, sodass wir beide im Hostel doch eher schnaufend ins Bett fielen und nur noch schnell etwas gekocht haben.

Heute "Parque de la Luz"  - früher "Plaza del Cisneros"
Für  Donnerstagvormittag hatten wir eine Free Walking Tour durch die Innenstadt gebucht. Relativ schnell fanden wir Anschluss bei einer Brasilianerin, die in Sao Paulo wohnt. Die Tour an sich war mega interessant. Unser Tourguide war gebürtig aus Medellin und konnte uns einige Geschichten über die Stadt, die Geschichte und die Menschen erzählen. Besonders gut fand ich, dass er, obwohl es ihm offensichtlich gegen den Strich ging, auch die negativen und schattigen Seiten der kolumbianischen Geschichte und auch der von Medellin nicht ausgelassen hat. Danach hatte ich tatsächlich das Gefühl mir ein einigermaßen objektives Bild von der Stadt gebildet zu haben.
Der Reichtum der Stadt stammt zum Beispiel nicht, wie ich dachte aus dem Drogenhandel, sondern aus zahlreichen Goldfunden in den Jahrzehnten und Jahrhunderten davor und damit wurde die erste Eisenbahnlinie Kolumbiens gebaut. Erst in den 1980er Jahren kamen die Drogenbosse auf und boten den eher armen Bauern auf dem Land eine neue und profitable Einnahmequelle. Kompliziert wurde es, als die Drogenbosse den zwei verfeindeten, nicht-staatlichen Gruppierungen, die sich eh schon bekämpften, einen Vertrag anboten, mit si deme ihnen viel Geld gegeben haben um die Drogen anzubauen und jeweils die andere Gruppe auszuschalten. Somit kam in einen ohnehin schon langen und blutigen Kampf auch noch das Kapital für Waffen.
Heutzutage hat sich vieles grundlegend verändert. Die Regierung ist sehr bemüht darum das Stadtbild zu verändern, Bildung und Orte der Einheit zu schaffen, wie z.B. den "Parque de la Luz", der früher ein Platz der Kämpfe und Aufstände war.
Iglesia de la Veracruz - die zweitälteste Kirche von Medellin
ursprünglich die "Fremdenkirche"
Schockierend für uns waren die Kirchen. Denn direkt neben den Glaubensstätten kann man auch andere, eher weltliche Probleme lösen. Neben der zweiältesten Kirche, die ursprünglich als Kirche für Fremde gedacht war, stehen heute Huren, die für wenig Geld mit dir in ein Hotelzimmer verschwinden. Später befanden wir uns auf dem "Parque Berrio", dem Herzen von Medellin und sollten dort kurz den Platz auf eigene Faust erkunden und uns dann wieder treffen. Kurz darauf sammelten wir uns vor der ältesten Kirche Medellins und mit dem Satz:"Come on guys, let's buy some porn!" stiefelte er geradewegs in die Gasse links neben dem Eingang. Und so war es auch. In dieser Gasse konnte man alles mögliche an Schund kaufen und die Hardcore Pornos wurden einem von eher zwielichtigen, grimmig dreinschauenden Männern direkt unter die Nase gehalten. Dementsprechend froh, aber auch verwirrt waren wir, als wir endlich aus der Gasse raus waren :S
Plaza del Bolívar, mitten im Herzen von Medellin. Im Hintergrund sieht man
"Catedral Metropolitana de Medellín" sie wird von den Paísas als größte
Kirche der Welt bezeichnet, ist sie aber nicht.
Später in der Führung hat uns unser Guide noch auf den "Plaza del Bolívar" geführt, vor dem so mancher Tourist gewarnt wird und der als nicht zu 100% sicher gilt. Allerdings sind wir sehr herzlichen empfangen worden und alle Menschen haben uns gewunken, zu gelächelt oder sogar kurz "Hola, como estas? gesagt. Na ja, so viel zur Free Walking Tour.



Unsere vierbeinigen Helfer für den Weg
bis aufs Plateau von "El Penol"
 Am Freitag, also dem Tag an dem wir weiter reisen wollten, sind wir noch nach Guatapé gefahren, einer kleinen Stadt etwa 50 km von Medellin entfernt. Dort gibt es einen riesen Felsen, den man erklimmen kann und die komplette Seenlandschaft, die diesen umgibt überblicken. Und da ist es wirklich wunderschön. Wir sind nicht ganz rauf, denn schon von der Plattform aus, war der Blick wirklich unglaublich und auch dieser Anstieg war schon anstrengend genug. Anschließend wollten wir zu Fuß in die Innenstadt kommen, das haben wir allerdings sehr schnell aufgegeben, denn in Kolumbien an einer Landstraße ohne Gehweg zu Fuß unterwegs zu sein, war uns dann doch einen Ticken zu bekloppt und wir haben ein "Mototaxi" angehalten und sind etwa 5 Minuten gefahren.
Die Stadt an sich ist wirklich seehr schön. Alles ist bunt und jede.s einzelne Haus ist verziert mit Bilder und oder 3D Applikationen. Dort haben wir uns dann einen Kaffee gegönnt und sind nach einer ausgiebigen Besichtigungstour wieder zwei Stunden nach Medellin gefahren und haben uns auf unsere Reise nach Cali vorbereitet. Aber Cali ist ein anderes Kapitel
El Penol


Seenlandschaft rund um Guatapé, es war einfach ein wunderschönes Erlebnis, auch wenn zuerst das Wetter nicht mitgespielt hat. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

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